Das Akkordeon
Das Akkordeon gehört zur Kategorie der Tasteninstrumente und zu den sogenannten „Instrumenten mit durchschlagender Zunge“ und existiert in seiner heutigen Form seit ungefähr 150 Jahren. Seine Vorläufer finden sich unter anderem in der „Cheng“, einem Instrument aus dem alten China. Während das Akkordeon früher vor allem mit folkloristischer Musik in Verbindung gebracht wurde, wird es heute in allen Musikgenres von Barockmusik über Jazz bis EDM eingesetzt und ist weltweit sehr beliebt.
Aufbau und Bestandteile
Das Akkordeon besteht im Wesentlichen aus drei Teilen, dem Diskantteil, dem Bassteil und dem Balg. Im Diskantteil findet sich ein großer Unterschied, der von der Art des gespielten Akkordeons abhängt. Das sog. Piano-Akkordeon hat im Diskant Tasten, die wie auf einem Klavier angeordnet sind. Dagegen hat das sog. Knopf-Akkordeon an Stelle der Klaviertasten deutlich kleinere Knöpfe, die aber genau wie die Tasten in chromatischer Reihenfolge in Reihen von oben nach unten angeordnet sind. Bei beiden Versionen sind sowohl das Spielen von Einzeltönen als auch von Akkorden möglich.
Auf der Bassseite hat das Akkordeon ebenfalls Knöpfe, wobei es keine Unterschiede zwischen Piano- und Knopf-Akkordeon gibt. Die Bässe sind beim gängigen, sog. Stradella-Basssystem (MII) nach Tonarten von unten nach oben in Quarten angeordnet. Dabei ist jede Tonart wiederum nach dem gleichen System aufgebaut: vor dem Grundbass liegt dessen Terz, auf der anderen Seite liegen der Reihe nach der Dur-Akkord, der Moll-Akkord, der Septim-Akkord sowie der vollverminderte Akkord. Dieses Basssystem dient hauptsächlich der harmonischen und rhythmischen Begleitung.
Zusätzlich zu dem oben beschriebenen Basssystem gibt es die Möglichkeit, das Akkordeon um ein weiteres Basssystem, den sog. Melodiebass (MIII) zu erweitern, der durch eine ebenfalls chromatische Anordnung von Einzeltönen das Spielen von Melodien über mehrere Oktaven und somit zum Beispiel die originalgetreue Interpretation polyphoner Barockstücke ermöglicht. Die Erweiterung kann durch das Anbringen zusätzlicher Bassknöpfe geschehen, oder durch einen Mechanismus, der dafür sorgt, dass das chromatische System durch die bereits vorhandenen Knöpfe angesteuert wird.
Tonerzeugung
Der Balg nimmt bei der Tonerzeugung eine wesentliche Rolle ein. Dieser pustet durch Zug- und Druckbewegungen Luft in die sog. Stimmstöcke. Auf diesen sind Stimmplatten mit Stimmzungen montiert, welche durch die einströmende Luft zum Schwingen gebracht werden, ähnlich wie ein Blattpapier, über das im Querschnitt Luft gepustet wird. Die Länge der Stimmzungen, welche aus Metall oder Kunststoff gefertigt werden, beeinflusst die Tonhöhe. Die Tonerzeugung ist also sehr ähnlich zu der einer Orgel und erklärt auch den ähnlichen Klang.
Registrierung
Jeder der oben beschriebenen Stimmstöcke ist für einen Chor verantwortlich, die Chöre klingen in unterschiedlichen Oktavlagen. Im Diskant sind bis zu sechs, im Bass bis zu 3 unterschiedliche Chöre möglich, je nach Größe des Instruments. Durch die auf Diskant- und Bassseite angebrachten Registerklappen werden die unterschiedlichen Chöre in verschiedenen Kombinationen zum Klingen gebracht und verleihen dem Akkordeon eine große Vielfalt von Klangfarben, weshalb es in so vielen Musikrichtungen einsetzbar ist. Auch das Registersystem ist ähnlich wie das der Orgel.
Hörbeispiele
Hier findet ihr einige Hörbeispiele, die euch die unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten in verschiedenen Musikstilen demonstrieren und die Register in einer C-Dur-Tonleiter direkt vergleichen. Zusätzlich wird im ersten Beispiel der oben beschriebene Melodiebass verwendet.
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J.S. Bach: Franz. Suite Nr. 6 in E-Dur BWV 817: 4’+8′-Register mit Melodiebass (MIII)
Einspielung Julian Schwarz
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G. Peter: Erinnerung an Zirkus Renz: tremolierendes (schwebendes) 8′-Register mit Standardbass (MIII)
Einspielung Julian Schwarz
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Tonleiter tremolierendes 8′-Register
Einspielung Julian Schwarz
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Tonleiter 4’+8′-Register
Einspielung Julian Schwarz
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Tonleiter 4’+8’+16′-Register
Einspielung Julian Schwarz
Besondere Spieltechniken
Durch die Kompositionen der letzten Jahre und Jahrzehnte sind auch immer innovativere Spielweisen nötig geworden. Die bekannteste Spielweise ist der Schüttelbalg. Dabei wird sehr schnell zwischen Zug und Druck im Balg gewechselt und so dem Ton ein flatternder Charakter verliehen. Diese Spielweise ist sowohl optisch als auch akustisch sehr beeindruckend. Dies wird auch im folgenden Beispiel deutlich.
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Alexandr Hrustevich, der eine Bayan bzw. die osteuropäische Form des chromatischen Knopfakkordeons spielt. | Quelle: YouTube
Verwandte Instrumente
Steirische Harmonika | Lizenz: CC0
Die diatonische (steirische) Harmonika
Die diatonische Harmonika ist besonders im alpinen Raum sehr beliebt und wird vor allem im Bereich der Volksmusik häufig verwendet. Sie hat wie das Knopf-Akkordeon Knöpfe auf beiden Seiten. Allerdings klingt im Unterschied zu diesem auf Zug und Druck ein unterschiedlicher Ton, obwohl der gleiche Ton gedrückt wird. Außerdem hat die Steirische, wie sie auch genannt wird, nur ein Register und einen typisch folkloristischen Klang.
Foto: Sandra Kiese | Lizenz: CC BY-SA
Das Bandoneon
Auch das Bandoneon hat auf beiden Seiten Knöpfe, jedoch sind es deutlich weniger als beim Knopf-Akkordeon und auch die sechseckige oder quadratische Form unterscheidet sie optisch deutlich vom Akkordeon. Der Klang ist sehr rau, ähnlich wie der einer Mundharmonika. Das Bandoneon wird vor allem in der südamerikanischen Musik verwendet.
Bandoneon „Cardenal“ ca. 1920
Foto: Pavel Krok, Lizenz: Lizenz: CC BY-SA, Quelle: Wikimedia Commons
Lizenz: CC BY-SA 4.0 (any later version)
Quelle: openmusic.academy, Artikel »Das Akkordeon: Bau-, Spiel- und Klangweise«, https://
Bearbeitungen durch: Julian Schwarz, Ulrich Kaiser, Theresa U, Ilka Mestemacher